Lichtblicke...

 

Fast drei Monate dauerte diese Nacht der Entbehrungen. Drei Monate zehrte ich von den Reserven meiner Welt, bis sie einzustürzen drohte. Doch auch diese Zeit verging und ich fand einen neuen Job. Auch wenn der Start etwas schwierig war, da ich durch einen kleinen Unfall mein Vorstellungsgespräch nicht wahrnehmen konnte. Eine junge Frau nahm mir die Vorfahrt und rammte mich. Ansich nicht weiter dragisch, wir blieben beide unverletzt und auch der Schaden hielt sich in Grenzen. Ärgerlich war es dennoch, doch ich erhielt eine zweite Chance.

Ich arbeite jetzt bei einer Spedition als Kraftfahrer im Fernverkehr. Endlich wieder frei, endlich wieder den Wind um die Ohren, den Himmel sehen und des Nachts die Sterne. Ich liebe meinen Job und ich liebe die Einsamkeit hinterm Steuer. Es gibt mir wieder die Möglichkeit, meine Gedanken fliegen zu lassen, ohne jede Grenze. Oft stehe ich zum Feierabend einsam und verlassen in der Gegend herum, stelle den Sitz zurück, lege die Beine auf's Lenkrad, schließe die Augen und lausche einfach nur dem Regen, wie er leise auf das stählerne Dach klopft.

Aber es ist nur die Einsamkeit, die mir so viel Freude bereitet, es ist das ganze Betriebsklima. Es ist wie Familie. Klar gibt es da den Einen oder Anderen, zu dem ich den Kontakt meide, aber man muss ja nicht Alle mögen. Aber es ist ein tolles Auskommen mit meinen Kollegen. Besonders mit meinem Junior-Chef, der gleichzeitig mein Disponent ist. Keine Ahnung, wann ich damit angefangen habe, aber er ist "mein Dicker". Eigentlich eine Frechheit, aber die Vorgesetzten-Sache ist nur im Kopf. In meinem Herzen ist er irgendwie der große Bruder, den ich nie hatte. Egal, wie tief ich in der Tinte sitze, er ist immer da und kriegt fast alles wieder auf die Reihe. Ich kann viel mit ihm über die privaten Sachen reden. Wenn mir das Wasser bis zum Hals steht, ist er der Fels in der Brandung, an dem ich mich festhalten kann, um nicht unterzugehen.

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