Ich lernte Kai erst in der Berufsschule kennen. Er hatte mit David viel gemeinsam. Er war ein humorvoller Mensch und liebte Alles, was vier Räder, eine Kunststoff-Karosserie hatte und nach Zweitackter roch. Er selbst fuhr solch eine 'Legende auf Rädern', wie man den Trabbi nannte. Eine Höllenmaschine ohne Gleichen. Er war laut, quietschte und krachte an allen Ecken, aber er fuhr und machte fast 100 Kilometer die Stunde. Obwohl ich diesem Teil etwas skeptisch gegenüber stand, nahm ich jede Einladung an, bei ihm mitzufahren.
Kai hatte so eine beruhigende Art an sich, die mir vertraut vorkam. Ich war froh, dass wir uns gefunden hatten. Er brachte Ordnung in das Chaos meines Lebens. Er machte da weiter, wo David aufhörte. Zwei große Geister, ein gemeinsamer Gedanke. Doch das Schicksal wollte, dass auch diese Freundschaft ein schmerzvolles Ende finden sollte.
Kai verunglückte auf dem Weg nach Hause in einer Allee. Es war Nachmittag, die Straße war trocken und verlief schnurgeradeaus. Er streifte einige Bäume, überschlug sich und kam schließlich neben der Straße zum liegen. Er verstarb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Er wurde nur 20 Jahre alt. Und wie schon bei David, starb mit Kai auch ein Teil von mir.
Schlussendlich machte sich der Glaube in mir breit, dass ich selbst der Grund für das Alles sein könnte.