Oft sitze ich nur da und denke über das nach, was man Schicksal nennt. Ich kannte mal Einen, der sagte mir, dass es so etwas wie das Schicksal nicht gebe und das alles, was man erlebt, vorherbestimmt sei.

Ab und an mache ich mir Gedanken über "Plan X". Wie kommt ein Mensch eigentlich dazu, sein Leben für jemanden aufs Spiel zu setzen, den er erst sechs Monate kennt? Welcher Teil meiner Selbst trifft eine solche schwerwiegende Entscheidung? Mit Vernunft ist diese Entscheidung wohl nicht zu erklären. Nur, was wäre vernünftig? Zu sagen: "Tja, kleiner Freund, Du hast Dir den Mist selbst eingebrockt, nun löffele ihn auch selber aus."? Es wäre herzlos, kalt und würde gegen sämtlichen ethischen Grundsätze meiner gesamten Familie verstoßen. Noch nie ist Irgendjemanden, der uns um Hilfe bat, die Hilfe meiner Familie entsagt worden. Meine Mutter ist Krankenschwester auf einer Neurologisch Psychiatrischen Kinder- und Jugend Station. Sie hilft Kindern und Jugendlichen, die zum Beispiel nach einem schweren Unfall wieder neu laufen, essen oder sprechen lernen müssen. Mein "großer" Bruder hat eine Freundin, die unter Angstzuständen leidet. Nichts darf sich in der Wohnung oder in Ihrem Umfeld ändern. Es fällt ihr schwer, sich allein in der Welt zurecht zu finden. Und ich...? Nun, ich habe meinen kleinen Freund, der mich um Hilfe bat. Er hat seit dem "Alkohol-Absturz" keinen sonderlich guten Kontakt mehr zu seinen Eltern und sucht Jemanden, an dem er sich festhalten kann. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, für Jeden von uns, einen solchen Menschen an seiner Seite zu haben. Selbst für eine Familie wie die meine, ist es sehr Wichtig, auf die Hilfe des Anderen vertrauen zu können. Gerade jetzt in der schweren Zeit, wo meine Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Der erste Verdacht einer Gallenüberfunktion bestätigte sich nicht und nach zahlreichen Untersuchungen stand die Diagnose endgültig fest: Leberzellkarzinom, zu deutsch Leberkrebs. Diese Nachricht erschütterte die gesamte Familie, Freunde und Nachbarn. Es war ein Schlag ins Gesicht eines Jeden. Kurze Zeit nach der Diagnose begannen die Ärzte mit der Behandlung mittels Chemotherapie. Das Schlimme ist diese momentane Hilflosigkeit und die Warterei. Es bleibt uns nur, das Beste zu hoffen und dass die Chemotherapie den gewünschten Erfolg bringt. Sollte dies wider allen Erwartungen nicht der Fall sein, bleibt nur noch Eins: "Plan X". Was einst dazu bestimmt war, das junge Leben meines Freundes zu retten, ist nun zu einem Hoffnungsschimmer für eine ganze Familie geworden. Das zwingt mich aber, eine Entscheidung zu treffen, für die meine Welt nicht geschaffen ist. Ich kann und will nicht über Leben und Tod entscheiden müssen. Schon der Gednake daran, macht mich wahnsinnig, aber "Plan X" kann nur einen retten, einen Einzigen...  meine Mum oder meinen kleinen Freund.

 

                     

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